Begriffsbestimmungen
Abklatschuntersuchung
Die Abklatschuntersuchung ist eine Methode, um die Belastung einer Oberfläche mit Keimen zu untersuchen und zu bestimmen. Beim "Abklatschen" wird ein Nährboden kurz auf die zu untersuchende Oberfläche gedrückt. Die sich auf der zu untersuchenden Oberfläche befindlichen Keime werden von dem Nährboden aufgenommen. Der Nährboden wird im Anschluss im "Brutkasten" aufbewahrt und nach einer festgelegten Zeit untersucht, um die Anzahl und Art der Keime festzustellen.
Abstrich
Hierbei wird Haut, Schleimhaut (auch von Sekreten) oder Oberflächen unter zu Hilfe nahme eines Wattestäbchens entnommen, um anschließend mikrobiologisch untersucht zu werden. Die Wattestäbchen werden nach dem Abstrich über einen Nährboden gestrichen, um die daran haftenden Keime darauf zu übertragen. Der Nährboden wird im Anschluß bebrütet und mikrobiologisch ausgewertet.
Abszess
Abgegrenzte Eiteransammlung in einem durch Gewebseinschmelzung entstandenen Gewebshohlraum (Abszesshöhle)
Abtötungszeit
Die Abtötungszeit stellt die Zeitspanne dar, in der bei einem Sterilisationsprozess die vorhandenen Mikroorganismen abgetötet werden.
Antibiotikum
Wirkstoff aus Stoffwechselprodukten von Mikroorganismen, der andere Mikroorganismen im Wachstum hemmt oder abtötet. Heute meist synthetisch hergestellt. Antibiotika besitzen ein unterschiedliches Wirkungsspektrum gegen krankheitserregende Mikroorganismen (->Bakterizide, ->Bakteriostase). Manche Bakterienarten sind gegenüber bestimmten Antibiotika primär resistent.
Durch falschen Gebrauch oder auf andere Weise können Mikroorganismen gegenüber Antibiotika sekundär resistent werden. Eine Vielfach-Resistenz bezeichnet man als Multiresistenz.
Wirkungsmechanismen: Antibiotika wirken über verschiedene Mechanismen, so z.B. Störung des Aufbaus der Zellwandstruktur, Veränderung der Durchlässugkeit der Plasmamembran, Hemmung der Eiweißsynthese, Interferenz-Defekte im Zellstoffwechsel der Erreger.
Durch Anwendung von Kombinationspräparaten kann die Wirkung verstärkt werden (Addition oder Potenzierungseffekt). Dieses ist insbesondere bei Tuberkulostatika von Bedeutung.
In wenigen Fällen ist eine prophylaktische Anwendung von Antibiotika indiziert. Eine lokale Anwendung ist in der Regel nicht sinnvoll und fördert Nebenwirkungen wie Allergie und Resistenzentwicklung.
Aldehyde
Dehydrierungsprodukt primärer Alkohole, Gruppe chemischer Verbindungen, die eine Aldehydgruppe enthält. Aldehyde bilden die organische Wirkstoffbasis vieler Desinfektionsmittel. ->Formaldehyd ->Glutardialdehyd ->Glyoxal
Alkohole
Derivate der Kohlenwasserstoffe mit einer oder mehreren Hydroxylgruppen. Für die Hygiene sind besonders Ethanol, 1-Propanol und 2-Propanol von Bedeutung. Alle drei am häufigsten angewendeten Alkohole sind in Konzentrationen zwischen 60% und 95% schnell wirksam gegenüber Bakterien, Pilzen und behüllten Viren. Da Alkohole leicht entflammbare Flüssigkeiten sind, müssen bei der Anwendung und dem Umgang besondere Sicherheitsregeln beachtet werden.
Adenoviren
Weltweit verbreitete Familie von DNS-Viren mit derzeit über 20 bekannten Serotypen und Genotypen A-F. Erreger von Krankheiten der Atmungsorgane (auch Pneumonien) sowie des Pharyngo-Conjunktivalfiebers, der epidemischen Keratoconjunktivitis, von Gastroenteritiden, selten auch einer Enzephalitis. Die Infektion erfolgt meistens über Tröpfcheninfektion, bei Conjunktivitiden auch durch augenärztliche Instrumente, bei Enteritiden durch Schmierinfektionen. Adenoviren sind streng artspezifisch, Infektionen erfolgen häufig in der kalten Jahreszeit oder sind nosokomial bedingt. Bei Kindern werden große Mengen Adenoviren mit dem Stuhl wochen- und monatelang ausgeschieden, Krankheitsbild: Enterokolitis mit schneller Selbstlimitierung ohne Substanzdefekte der Schleimhaut.
Amöbe
Einzellige Parasiten (->Protozoen) ohne feste Gestalt. Die Fortbewegung und Nahrungsaufnahme erfolgt durch Zellplasmaausstülpungen, die Fortpflanzung durch Teilung (z.T. mit Ausbildung zystischer Dauerformen). Amöben können verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen z.B. Abszesse, Gewebeentzündungen, Hirnhautentzündung, Amöbiasis / Amöbenruhr u.a.
Antisepsis
Maßnahmen zur Verringerung der Keimzahl an Lebewesen (insbesondere Haut oder Schleimhaut des Menschen). Es soll eine Verhinderung des Eindringens von schädigenden Mikroorganismen in den Makroorganismus erreicht werden, insbesondere in Wunden.
Antiseptikum
Chemische Substanzen, die am Menschen (Haut- oder Schleimhaut) zur Desinfektion verwendet werden. Antiseptika können auch in Wunden eingesetzt werden.
Vorteil gegenüber Antibiotika: sie haben in der Regel keine selektive Wirkung, d.h. sie wirken breit und ggf. auch gegenüber Viren. Es steht eine Vielzahl verschiedener Grundsubstanzen zur Verfügung.
Arbo-Viren (arthropode-born-viruses)
Artenreiche Gruppe von Viren, die von Insekten übertragen werden und in diesen vermehrungsfähig sind (Überträger sind Stechmücken oder Zecken). Nach neuerer Virusklassifizierung werden sie den Toga-Viren zugeordnet.
Arena-Viren
Gruppe großer RNS-Viren, z.B. Erreger der lymphozytären Choreomeningitis, Lassa-Fieber, argentinisches haemorrhagisches Fieber u.a. Erstnachweis des Virus in Negetieren 1972.
Arthropoden
Als Arthropoden werden Gliederfüßer bezeichnet. Gliederfüßer besitzen keine Wirbelsäule und haben stattdesen eine Chitin Hülle. Die Gliedmaßen dieser Tiere sind charakteristisch angeordnet. Als Beispiele werden hier folgende Gattungen angeführt: Krebse, Spinnentiere, Insekten, Tausendfüssler usw. Als Krankheitsüberträger (Vektoren) spielen diese Tiere eine untergeordnete Rolle (z.B. Arbo-Viren (arthropode-born-viruses) ).
Bakteriämie
Eine Überschwemmung des Blutes mit Bakterien. Meist stammen diese Bakterien aus einem Infektionsherd. Folge hiervon kann eine Sepsis sein.
Bilharziose
Durch Schistosomen hervorgerufene chronische Infektionskrankheit in den Tropen und Subtropen. Die Infektion erfolgt durch Eindringen der Erreger durch die Haut oder durch die Schleimhaut. Nach einer Ruhepause wandern die Erreger über die Lunge oder Leber in die Venen des Darmes bzw. der Harnblase, wo sich adulte Würmer entwickeln und neue produzieren.
Bei der Darmbilharziose erfolgt die Deponierung der Eier bevorzugt im Mastdarm, was zur Schleimhautverdickung mit Papillomatose oder Geschwüren führt.
Entwesungen
"Entwesung bedeutet die Befreiung von Räumen, Gegenständen und Menschen von Ungeziefer. Die Entwesung wird durchgeführt, um Krankheitsüberträger, Vorratsschädlinge und Materialschädlinge zu vernichten. Bei behördlich angeordneten Entseuchungen und Entwesungen dürfen gemäß § 18 Infektionsschutzgesetz nur Mittel und Verfahren verwendet werden, die vom RKI, bei behördlich angeordneten Entrattungen nur solche verwendet werden, die vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin auf Brauchbarkeit geprüft und in eine zu veröffentlichende Liste aufgenommen sind."
Endemie
Eine Endemie ist eine anhaltende (zeitlich unbegrenzte) Durchseuchung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Die betroffene Bevölkerung muss hierbei in einem umschriebenen Gebiet leben. Beispiele für Endemien sind: Cholera, FSME, Masern oder Lepra.
Epidemie
Eine Epidemie ist das gehäufte Auftreten (räumlich sowie zeitlich begrenzt) einer Infektionskrankheit innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe.
Inkubationszeit
Als Inkubationszeit wird die Zeitspanne zwischen der Aufnahme des Erregers in den menschlichen Organismus bis zum Ausbruch der ersten Krankheitszeichen bezeichnet. Für die meisten Infektionskrankheiten gibt es typische Zeiträume. Auch während der Inkubationszeit werden schon Krankheitserreger vom betroffenen Organismus ausgeschieden. Während dieser Zeit ist die Gefahr einer unerkannten Infektion gegeben.
Pandemie
Die Pandemie ist ein zeitlich begrenzter Ausbruch einer Seuche, kann sich jedoch über ganze Länder und Kontinente oder aber weltweit erstrecken. Ein Beispiel für eine Pandemie ist die Pest im Mittelalter oder AIDS im heutigen Zeitalter.
Dermatophyten
Dermatophyten sind in der Lage die oberflächlichen Hautzellen aufzulösen. Sie sind die wichtigsten Erreger bei Haut-, Nagel- und Haarerkrankungen. Übermäßiges Schwitzen, ungeeignete Fußbekleidung sowie ein alkalischer Haut-PH-Wert begünstigen Erkrankungen mit Dermatophyten. Fußpilzerkrankungen werden zum Beispiel durch diese Erreger hervorgerufen. Übersetzt bedeutet der Begriff Dermatophyten "Hautpflanze".
Exanthem
Das Wort Exanthem stammt aus dem Griechischen exanthein = aufblühen. Es handelt sich um multiple auf eine größere Körperregion ausgebreitete entzündliche oder nervös-vasomotorische Hautveränderung, welche sich hämatogen, lymphogen oder neurogen ausbreitet. Ein Exenanthem besteht aus Effloreszenzen .
Effloreszenzen
Effloreszenzen sind sogenannte "Hautblüten", sie stellen Formen krankhafter Hautveränderungen dar.
Virulenz
Das Wort Virulenz stammt aus dem latainischen (virulentus = voller Gift).
In der Medizin steht dieses Wort für die Giftigkeit, den Grad der Aggressivität von Mikroorganismen im Makroorganismus (Körper des Menschen) als quantitative Eigenschaft im Gegensatz zur Pathogenität .
Pathogenität
Pathogenität leitet sich aus dem Wortteil Patho, bzw. Path- als Wortteil mit der Bedeutung Schmerz, Krankheit, welches aus dem Griechischen stammt ab und beschreibt die Fähigkeit von Mikroorganismen, chemischen Noxen, Umwelteinflüssen etc., pathologische (krankhafte) Zustände herbeizuführen. (Vergl. Virulenz)
Rickettsien
Rickettsien sind Parasiten, man zählt sie zu den Bakterien. Früher wurden sie zwischen den Bakterien und Viren eingeordnet. Sie leben ausschließlich in der lebenden Zelle. Rickettsien werden in zwei Familien eingeteilt, die Rickettsiceae und die Chlamydiaceae. Als Reservoir dienen Tiere, Menschen und Gliederfüßer.
Zoonose
Nach einer Definition der WHO (Weltgesundheitsorganisation) handelt es sich bei Zoonosen um Infektions - Erkrankungen, welche natürlicherweise zwischen Wirbeltieren und Menschen übertragen werden. Beispielhaft sind Brucellosen, Enteritis-Salmonellose , Leptospirosen, Milzbrand (Anthrax) , Q-Fieber , Tollwut (rabies) und Toxoplasmose zu nennen.